Regensburg – Sepp Reindl (65) ist Vollblut-Bayer, trägt weiß-blaue Hosenträger, trinkt Bier am liebsten aus dem Oktoberfestkrug. Aber sein Idol ist ein US-Rebell mit Strohhut: Huckleberry Finn!
Finn und Tom Sawyer fahren in Mark Twains weltberühmten Roman auf einem Floß den Mississippi runter. Reindl schippert jetzt auch!
Sein Mississippi ist die Donau, sein Tom Sawyer heißt Hans Peter “HP” Binder (67). Beide sind seit 1. Juni unterwegs, fahren per Floß von Kelheim zum Schwarzen Meer. 2417 Kilometer!
BILD erreicht Reindl auf dem Handy, kurz hinter der ungarisch-serbischen Grenze. “Servus, habe die Ehre!”, brüllt er, übergibt das Steuer an “HP” und erzählt im breiten Bayerisch seine Geschichte: Er war Lkw-Fahrer, seit 2017 Rentner, aber “immer am Machen”. Er baute sich einen Wintergarten, ein Badefass – dann das Floß mit E-Motor.
Die Donau-Tour – ein Kindheitstraum! Doch sein Kumpel, mit dem er ihn lange träumte, starb. Also suchte er einen Mitfahrer, wählte “HP” aus 20 Bewerbungen.
Als es losging, hisste Reindl auf seinem Floß die Bayern Flagge und spielte über die Bordanlage den Bayerischen Defiliermarsch. Seither lebt er mit “HP” auf 22 Quadratmetern (Stockbett, Küchenzeile, Sonnendeck), macht rund 50 Kilometer am Tag. Passau, Wien, Budapest. “Bisher gab es nur kleine Probleme.”, sagt er.
Zweimal kamen Polizisten an Bord, prüften Papiere. In Österreich schwappte die Bugwelle eines Sportboots über die Planken. In der Slowakei gab’s nachts Treibgut: bis 15 Meter lange Baumstämme. Das Ende der Tour: Sulina am Schwarzen Meer. Sepp und “HP” wollen angeln – und so lange bleiben, wie es ihnen gefällt.